23. Februar 2023

…was die Biometrie mit der betrieblichen Altersversorgung gemeinsam hat?

Im Bereich der Lebensversicherung beziehungsweise der betrieblichen Altersversorgung (bAV) spricht man von Biometrie hauptsächlich im Zusammenhang mit der Lebenserwartung eines Menschen.


Biometrische Risiken sind Ereignisse, die unabhängig vom gewählten Durchführungsweg einer bAV-Zusage während des Lebens der Versorgungsberechtigten auftreten und in eine wirtschaftliche Berechnung der Absicherung im Verhältnis zur Einzahlung quasi „eingepreist“ werden müssen. Hierzu zählt zunächst das Alter (Langlebigkeit), also die Frage, ob Versorgungsleistungen über längere oder kürzere Zeiträume hinweg ausbezahlt werden müssen. Auch die Invalidität, welche ein vorzeitiges oder zeitweiliges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und damit die Zahlung von Versorgungsleistungen zur Folge hätte, ist ein biometrisches Risiko. Und schließlich zählt auch der Tod (Ableben) im Hinblick auf eine eventuelle Hinterbliebenenversorgung dazu. 

Betriebswirtschaftlich gesehen bezieht sich das spezifische Risiko im Rahmen der bAV auf eine mögliche Differenz zwischen den zum Zeitpunkt des Eintretens vorhandenen und den für den regulären Leistungsfall tatsächlich benötigten Deckungsmitteln. Durch Fehleinschätzungen zukünftiger biometrischer Entwicklungen, aber auch durch zufällige Schwankungen können hier Lücken entstehen. 

Grundlage für die Kalkulation der Risiken bilden statistische Daten und Berechnungsmethoden. Biometrische Risiken werden dabei sowohl vergangenheits- als auch zukunftsbezogen betrachtet. In der rückblickenden Analyse werden dazu statistische wie errechnete Häufigkeiten von biometrischen Ereignissen über einen bestimmten Zeitraum verglichen. In der Prospektive hingegen werden die Zahlen mit Hilfe bestimmter rechnerischer Risikoformeln im Rahmen eines Verteilungsmodells oder durch Simulationen beurteilt.

Eine Versorgungszusage wird regelmäßig nur dann anerkannt, wenn mindestens eines der definierten biometrischen Risiken abgesichert ist. Nicht zu diesen zählen beispielsweise Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit. 

Vor ungefähr 40 Jahren hatten die meisten Unternehmen derartige Risiken standardmäßig für ihre Mitarbeitenden versichert, um ihnen ein sorgenfreies Leben im Ruhestand bieten zu können. Der ganzheitliche Absicherungsgedanke hat sich im Laufe der Zeit jedoch verringert und so liegt der Fokus seitdem verstärkt auf dem biometrischen Risiko Alter beziehungsweise der Altersabsicherung.  

Der Blick in die heutige Zeit, in welcher Energiekrisen, Krieg und Inflation einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Alltag und damit auch das Berufsleben nehmen, zeigt, dass eine Rückbesinnung auf eine gesamtheitliche Versorgung der Mitarbeitenden möglicherweise doch angebracht ist. So ist eine Absicherung bei Invalidität beispielsweise über den Durchführungsweg der Direktversicherung abbildbar. 

Gerade in unsicheren Zeiten, gekoppelt mit einem starken Fachkräftemangel, welcher sich durch alle Branchen und Gesellschaftsschichten zieht, kann die kollektive Absicherung von biometrischen Risiken für Arbeitgeber zudem auch ein wirkungsvolles Instrument zur Mitarbeiterbindung, aber auch im Rahmen des Recruitings sein.

Fazit

Biometrie ist hervorragend für Bindung und Gewinnung von Fachkräften geeignet. Leider ist dieser Vorteil noch viel zu unterrepräsentiert. Unternehmen sollten daher verstärkt in die kollektive Absicherung der biometrischen Risiken investieren. Denn um langfristig erfolgreich zu sein, sind sie stets auch auf die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden angewiesen.

Dominik Muhler, Leiter Versorgungsträgermanagement, Longial