25. Mai 2016

Betriebliche Versorgungssysteme in Russland

Unabhängig von den Spannungen, die zurzeit zwischen Russland und der Europäischen Union bestehen, ist Russland der bedeutendste Markt Osteuropas.

Insbesondere Deutschland ist innerhalb der EU der wichtigste Handelspartner. Aus Deutschland wurden trotz der Spannungen und Sanktionen Direktinvestitionen in Höhe von ca. 10 Mrd. Euro getätigt. Zahlreiche deutsche Unternehmen sind dort vertreten und aktiv oder beschäftigen sich mit Investments in Russland.

Die Sozialversicherung in Russland
Die Sozialversicherung umfasst in Russland eine Pensionsversicherung, einen Sozialfonds sowie einen Krankenversicherungsfonds. Die Beiträge werden ausschließlich durch den Arbeitgeber finanziert. Die durchschnittliche Rente liegt bei ca. 200 Euro, das Durchschnittseinkommen bei 600 Euro monatlich. Allerdings ist das Einkommen regional sehr unterschiedlich, in den Ballungsgebieten rund um Moskau und St. Petersburg liegt das monatliche Durchschnittseinkommen bei ca. 1.100 Euro.

Demographische Auswirkungen
Wie viele westliche Industrienationen hat auch Russland mit langfristigen demographischen Veränderungen zu kämpfen. Nach einer Veröffentlichung der staatlichen Nachrichtenagentur „RIA Novosti“ vom März 2011 wird im Jahr 2030 jeder Arbeitnehmer einem Rentner gegenüberstehen. Zum Vergleich: In Deutschland schätzt man, dass es 2030 knapp zwei Arbeitnehmer je Rentner sein werden. Das liegt aber auch an den Rahmenbedingungen des Rentensystems, denn das gesetzliche Rentenalter ist das 60., bei Frauen sogar das 55. Lebensjahr. Neben dem gewaltigen Druck, den das für das staatliche Rentensystem bedeutet, werden natürlich auch Arbeitgeber davon betroffen sein. Nach einer Studie des US-Versicherers MetLife aus 2014, erwarten 56 Prozent aller Arbeitgeber in Russland einen deutlichen Rückgang an geeigneten, gut ausgebildeten und erfahrenen Arbeitnehmern.

Betriebliche Versorgungsleistungen
Krankenzusatzversicherungen sind die wichtigste betriebliche Versorgungsleistung. Nahezu alle multinationalen sowie die großen russischen Unternehmen bieten den Mitarbeitern entsprechende Zusatzleistungen an. Die gesetzliche Krankenversicherung umfasst zwar eine recht gute Grundversorgung, hat aber auch zahlreiche gravierende Schwächen, zum Beispiel bei Arzneimitteln, Zahnersatz und der stationären Behandlung. Mit der gesetzlichen Krankenversicherung ist die nur in den staatlichen Polikliniken möglich. Gerade hier setzen die meisten Arbeitgeber mit ihren Versorgungsangeboten an und bieten ihren Mitarbeitern mit Zusatzversicherungen freien Zugang zu den nach westlichen Standards ausgestatteten Privatkliniken.

Auch betriebliche Pensionsleistungen stehen bei russischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hoch im Kurs. Der MetLife-Studie aus 2014 zufolge, sorgen sich 77 Prozent der russischen Arbeitnehmer um ihre Altersversorgung. Lediglich die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist den Russen laut der Studie noch wichtiger.

Fazit: 

Für Unternehmen, die sich in Russland engagieren oder engagieren wollen, bedeutet das daher aus unserer Sicht:

  • Betriebliche Zusatzleistungen sind in Russland neben dem Gehalt das entscheidende Mittel, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen beziehungsweise zu halten.
  • Betriebliche Zusatzversorgung sollte privaten Krankenversicherungsschutz, Todesfall- und Pensionsleistungen kombinieren.

Wenn Sie Fragen zu Versorgungskonzepten in Russland oder der zitierten Studie der MetLife haben, stehen wir Ihnen mit unseren Partnern in Russland gerne zur Verfügung. Sprechen Sie uns an.

Michael Hoppstädter, Leiter Consulting